Moby Dick: Ein PopUp Buch von Sam Ita

Moby Dick
Ein Pop-Up-Buch von Sam Ita
(Herman Melville)

Knesebeck-Verlag, 2009
Gebunden, 12 Seiten
978-3868731361

24,95 Euro

"Dort, da bläst er…"

Die Geschichte von der Suche nach dem weltberühmten weißen Wal als Pop-Up-Buch

Moby Dick, Herman Melville’s Geschichte vom weißen Wal - und Käptn Ahab, seinem unerbittlichen Verfolger - zählt nicht nur zu den großen Erzählungen der Literatur Nordamerikas und der ganzen Welt, sondern hat auch Filmgeschichte geschrieben. John Hustons Filmversion von 1956 hat nicht zuletzt mit Gregory Peck als Darsteller von Ahab Furore gemacht und fasziniert bis heute als herausragendes Filmereignis. In einer besonderen Edition des Münchener Knesebeck-Verlages liegt das Buch von der Besessenheit, den weißen Wal zu erlegen neuerdings als Pop-Up-Buch vor. Pop-Up-Bücher erfreuen sich neuerdings wieder einer großen Beliebtheit. Grund genug für Knesebeck, es auch einmal mit den filigran und kunstvoll gestalteten Bildlesebücher zu versuchen, bei denen sich beim Umblättern immer wieder etwas bewegt, hervortritt oder gedreht, geschoben und gezogen werden kann. Oft sind Höchstleistungen der Papier-Ingenieurskunst erforderlich, um vor unseren begeisterten Augen diese 3-dimensionale Bildwelten aus Papier entstehen zu lassen. Das inspiriert auch in Zeiten von Computeranimation und den virtuellen Welten der Spielkonsolen. Die sich hier auffaltenden Figuren, stürmische Meereswellen, Schiffe und andere Gegenstände und Personen an Deck von Ahabs Schiff erzählen die Geschichte von der abenteuerlichen Fangfahrt und dem schließlichen Untergang der Peaquod, einem Walfängerschiff, das am Ende mit ‚Mann und Maus‘ von einem weißen Wal, genannt  Moby Dick, vernichtet wird und untergeht. Das detailverliebt gestaltete Pop-Up-Buch ist für spielerisch und literarisch interessierte Jugendliche jeden Alters geeignet. Beeindruckend umgesetzt sind bereits die ersten Szenen des Buches, bei denen die Schiffsbug-artige Kanzel der kleinen Dorfkirche des Walfänger-Küstennestes sich dramatisch aus den Buchseiten erhebt und den leidenschaftlich predigenden Priester zeigt, der vor der ebenfalls beim Aufblättern sichtbar werdenden gebannten Zuhörerschaft von dem biblischen Fisch erzählt, der Jonas verschlungen hat. Und dann kommt Ahab, der fanatische Schiffskapitän, der auf einer der nächsten Seiten plötzlich emporschnellt. Melvilles  Geschichte wird mit Hilfe der aufpoppenden Figuren, aber auch mit Comic-strip-artigen Sequenzen erzählt – da reduziert zwar die literarische Vorlage, aber der Gestalter Sam Ita hat zu recht versucht den Gang der Handlung auf ihre zentralen Ereignisse zu reduzieren. Das erzählt die wichtigsten Stationen und gibt gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf die vielen beweglichen Elemente dieses schönen Pop-Up-Buches einzulassen. Die aufwändig gestalteten eigentlichen Pop-Ups machen dieses Buch zu einem beeindruckenden Papierkunstwerk, das Melvilles Erzählung mal spielerisch, mal wild-dramatisch in Szene setzt! Schade, daß man manchmal den Eindruck gewinnen kann, daß viele der comichaften Gesichter allzu niedlich geraten sind. Die dunkelblau bis violett wiedergegebenen Blautöne der vielen Meeresszenen wirken manchmal ziemlich düster. Durch die Idee, mit Moby Dick ein Werk der Weltliteratur als Pop-Up-Buch herauszubringen, hat der Knesebeck-Verlag trotzdem ein lustvolles Buch voller Papierüberraschungen realisiert. Bleibt zu hoffen, daß es bald noch weitere literarische Werke von Weltrang als Pop-Up- Bücher geben wird, die  mit ihrer faszinierenden Papierkinetik erst richtig Lust aufs Lesen der Originaltexte machen.

Patrik H. Feltes

 

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Patrik H. Feltes, gen. Veltz